Das 38. Bolzano Film Festival Bozen bot zehn intensive Tage mit Kino, Begegnungen und Musik, die die Stadt mit einem abwechslungsreichen und gut besuchten Programm bereicherten.
Der künstlerische Leiter des Festivals, Vincenzo Bugno, zieht ein positives Fazit: „Wir glauben fest daran: an Festivals als Orte der Begegnung, an denen man Emotionen erleben und teilen kann, an denen man bekannte und weniger bekannte, vielleicht unbekannte Regisseurinnen und Autorinnen entdecken und wieder entdecken kann. Das BFFB ist einer dieser Orte. Und zweifellos auch ein Festival, das im Begriff ist, erwachsen zu werden, mit einem Profil, das immer konsequenter zu werden scheint und einem Angebot, das die Zuschauer*innen mit Begeisterung aufnehmen. ‚Absolut lokal, absolut international‘ war gewissermaßen der Slogan dieser Ausgabe, vier Worte, die unsere Identität, unsere Neugier, unsere Weltoffenheit gut erklären, ohne den Ort zu vergessen, an dem wir sind. Ein Ort, der in enger Zusammenarbeit mit anderen Institutionen immer mehr zu einem Ort des Kinos wird, auch in Bezug auf Ausbildung und Produktion.“
Mit über 6.000 Festivalbesucher*innen fällt auch die quantitative Bilanz wieder sehr positiv aus.
Das Festival blickt auf zehn Tage Filmprogramm mit fast 80 Titeln sowie drei musikalischen Beiträgen zurück. Das Spektrum reichte von elektronischer Musik zu Kurzfilmen – konzipiert und umgesetzt von Schüler*innen des Konservatoriums Monteverdi – über die Live-Vertonung des Stummfilms Carmen bis hin zu einem Konzert von Damian Dalla Torre, dessen aktuelles Album 2024 vom Guardian als bestes zeitgenössisches Album des Jahres ausgezeichnet wurde.
Mehr als 100 Gäste aus der internationalen Filmwelt haben Bozen während des Festivals besucht und mehr als 40 Filmemacher*innen aus 15 Ländern präsentierten ihre Werke und stellten sich im Rahmen von Q&A-Sessions den Fragen des Publikums.
Ein besonderes Highlight war – neben der Ehrenpreisverleihung, die als Live-Schaltung mit Alba Rohrwacher und im Kino Capitol mit Christian Petzold stattfand – der Besuch einer Delegation aus der taiwanesischen Filmszene. Zu ihr gehörten der Produzent Stefano Centini, die Schauspielerin Lu Yi-Ching, die indigene Regisseurin Laha Mebow sowie der Dokumentarfilmer Tsai Tsung Lung. Letzterer hielt auf Einladung der Filmschule Zelig eine Masterclass. Darüber hinaus widmete sich einer der Talks dem taiwanesischen Kino. Moderiert vom Co-Kurator der Sektion, Stefano Centini, bot die Veranstaltung einen fundierten Einblick in das aktuelle Filmschaffen Taiwans.
Einer der Höhepunkte des Programms war die „Beziehungs-Trilogie“ des norwegischen Regisseurs Dag Johan Haugerud, die in ihrer vollständigen Form und im Rahmen eines Festivals erstmals in Italien präsentiert wurde. Die Trilogie umfasst Sex (2024, präsentiert auf der Berlinale 2024), Love (im Wettbewerb der Mostra del Cinema di Venezia 2024) und Dreams, das jüngste Kapitel, Gewinner des Goldenen Bären auf der Berlinale 2025, derzeit in den italienischen Kinos.
Als Gast in Bozen traf Haugerud das Kinopublikum und nahm an einem ausführlichen BFFB Talk mit dem Festivalleiter Vincenzo Bugno teil, bei dem er einen Einblick in seinen kreativen Ansatz gab. Mit großer stilistischer Präzision und emotionaler Tiefe erforscht die Trilogie zwischenmenschliche Dynamiken und soziale Spannungen mit einem scharfen und sensiblen Blick.
Die drei Filme werden in Italien von Wanted Cinema vertrieben: Love wird am 17. April 2025 in die Kinos kommen, während Sex ab dem 15. Mai 2025 vertrieben wird.
Der Filmstandort Südtirol wurde auch durch das Industry-Programm des Festivals in Zusammenarbeit mit zentralen Partnern weiter gestärkt. Beim Nord/Est/Doc/Camp erhielten Filmschaffende die Möglichkeit, ihre Projekte Fachleuten vorzustellen und individuelles Feedback einzuholen. Ein besonders erfreulicher Erfolg: Der Gewinner des Publikumspreises 2025, My Boyfriend el Fascista von Matthias Lintner, wurde im Vorjahr im Rahmen dieses Formats vorgestellt.
MASO, das von BFFB und IDM gemeinsam initiierte Ausbildungsprogramm zur Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Kurzfilmen schließt eine bestehende Lücke im Förderangebot und stößt international auf großes Interesse. Die Projektgruppen der ersten Ausgabe nahmen in Bozen an einem Workshop und Pitching-Event teil. Gleichzeitig wurde die zweite Ausgabe des Programms offiziell gestartet – Bewerbungen sind über die Website der IDM Film Commission Südtirol möglich.
Das Festival vergab Preise im Gesamtwert von 32.000 Euro. Die Gewinnerfilme waren:
· Wind, Talk to Me von Stefan Djordjevic – Preis des Landes Südtirol für den besten Film des Wettbewerbs BFFB38
· Where the Night Stands Still von Liryc Dela Cruz – Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse Bozen für die beste künstlerische Leistung (Bildgestaltung) aus den Filmen des Wettbewerbs BFFB38
· Viet and Nam von Tru’o’ng Minh Quý – Spezialpreis der Jury an einen Film des Wettbewerbs BFFB38
· Unsere Zeit wird kommen von Ivette Löcker – Verleihförderpreis der Autonomen Region Trentino-Südtirol
· My Boyfriend el Fascista von Matthias Lintner – Lobende Erwähnung der Internationalen Jury Publikumspreis der Stadt Bozen
· Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man reden von Karl Prossliner – IDM Film Commission Südtirol Award für den besten Langfilm aus dem Raum Euregio
· Moving Mountains von Andrea Costa – IDM Film Commission Südtirol Award für den besten Kurzfilm aus dem Raum Euregio
· Karuara, People of the River von Miguel Araoz Cartagena und Stephanie Boyd – Spezialpreis „Dolomiten Unesco Welterbe“
· Raíz – Through Rocks and Clouds von Franco García Becerra – Besondere Erwähnung „Dolomiten Unesco Welterbe“
· Last Swim von Sasha Nathwani – Preis der Euregio YOUNG Jury für den besten Film
Den Abschluss des Festivals bildete die Italienpremiere des Films Marianengraben von Eileen Byrne, einer Koproduktion aus Südtirol (Albolina), Luxemburg (Samsa Film) und Österreich (Film AG), mitfinanziert von der IDM Film Commission Südtirol.
