Gewalt im Elternhaus. Kinder brauchen Hilfe

Katia Schneider informiert

Sie begleiten Minderjährige, die Opfer miterlebter Gewalt wurden. Was bedeutet das konkret?

Ich begleite Minderjährige, die aufgrund häuslicher Gewalt aus Sicherheitsgründen gemeinsam mit der Mutter in der geschützten Einrichtung aufgenommen wurden. Das bedeutet in erster Linie, sie aus der Gewaltsituation entfernen und dann ihnen zuhören, erkennen, was ihnen widerfahren ist und versuchen ein möglichst gutes Einleben zu ermöglichen. Es bedeutet, Kontakte mit den Sozialdiensten aufzunehmen, um den Minderjährigen ein Netzwerk zu bieten, mit dem vermieden werden kann, dass die Minderjährigen weiterhin Gewaltsituationen ausgesetzt sind.

Was geschieht, wenn Kinder oder Jugendliche in einer Situation leben müssen, in welcher der Vater sich der Mutter gegenüber geringschätzig äußert, sie wirtschaftlich oder physisch misshandelt?

Die Kinder und Jugendlichen geraten unvermeidlich in ein Dreieck zwischen den Eltern und sie werden in die Gewalt miteinbezogen. Das schadet ihrer psychologischen, emotionalen und existenziellen Entwicklung sehr. Die miterlebte Gewalt erzeugt in Kindern gleich große Traumata wie die direkte Gewalt.

Was können Sie tun, um diese unvermeidlichen Traumata zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen?

Die traumatische Wirkung verstärkt sich enorm, wenn ein Kind mit seinen Emotionen allein gelassen wird, wenn es sie also weder teilen noch mitteilen kann. Ich kann versuchen, einen Raum zu schaffen, in dem das Kind dies tun kann und damit ein Netzwerk vorfindet, das auf seine Bedürfnisse eingeht.

Was kann die Gesellschaft tun?

Die Gesellschaft kann anerkennen, dass häusliche Gewalt nicht nur ein Konflikt ist und sie darf die Schäden nicht unterschätzen, welche daraus für die Frau und die Kinder entstehen.

Ist es möglich Opfer miterlebter Gewalt zu erkennen?

Um diese zu erkennen ist es vor allem nötig, die häusliche Gewalt als solche zu erkennen.

An wen können sich Hilfe Suchende wenden?

In Südtirol gibt es spezialisierte Anlaufstellen gegen Gewalt (Centri Antiviolenza), die sich damit beschäftigen.

(Renate Mumelter)

Katia Schneider, Psychologin, zuständig für den Bereich Minderjährige bei der Kontaktstelle gegen Gewalt in Bozen.

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