Eröffnung 2019

 

ERÖFFNUNGSFILM In My Room

Sechs Festivaltage für das besondere Kino in Bozen. Mit rund 70 Filmen verspricht die 33.igste Ausgabe des Film Festival Bozen einen positiven Ausnahmezustand.

In Ulrich Köhlers Film „In My Room“, der das Filmfestival um 19.30 eröffnet, verweigert sich die Hauptfigur Armin dem bürgerlichen Leben, hat aber auch keinen Gegenentwurf. Eines Tages erwacht er am Morgen und die Menschheit ist verschwunden. Wer bin ich, wenn es die anderen nicht mehr gibt? Armin muss sich neu erfinden – auch als Mann.

„In My Room“ wurde von Pandora Film produziert, die 1982 von Karl Baumgartner mitbegründet wurde. Anlässlich des fünften Todestages von Karl Baumi Baumgartner findet die Spezialreihe Remembering Baumi ihren Abschluss am Film Festival. Karl Baumgartner hatte auch Echo Film mitbegründet, die den Film „In My Room“ mit produzierten. Zu Teilen ist der Film in Südtirol mit Unterstützung der IDM Südtirol/Alto Adige gedreht worden.

Interview Sonderbeilage Tageszeitung, 5. April 2019

Ulrich Köhler, Ihr letzter Film „Schlafkrankheit“ wurde 2011 gedreht, “In My Room“ 7 Jahre später. Sie nehmen sich viel Zeit für Ihre Filme?

Ulrich Köhler: Ich brauche schon Zeit zum Schreiben, aber der lange Zeitraum zwischen meinem Vorgängerfilm „Schlafkrankheit“ und meinem neuen Film „In My Room“ erklärt sich vor allem dadurch, dass es doch sehr schwer ist einen künstlerischen Film in Deutschland und Italien zu finanzieren. Ich hätte gerne auch zwei Jahre früher den Film drehen wollen. Pandora Film hat den Film produziert, mit mehreren Koproduzenten, u.a. die Echo Film aus Bozen und es gab auch eine Förderung der IDM Südtirol.

„In My Room“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der nicht glücklich ist mit seinem Leben. Als er eines Morgens aufwacht, ist es totenstill: Die Welt sieht aus wie immer, aber die Menschheit ist verschwunden. Wie kam es zu dieser Geschichte?

Ulrich Köhler: Ich war von der Literatur bereits sehr inspiriert, von Romanen wie „Die Wand“ von Marlen Haushofer oder Arno Schmidts „Schwarze Spiegel” und hab gemerkt, dass dieses Szenario einer menschenleeren Welt im Kino nicht wirklich die Fragen abgebildet haben, die mich interessieren, nämlich: „Wer bin ich, wenn die anderen nicht mehr da sind“ und „Was passiert, wenn ich nicht mehr dem Blick von außen ausgesetzt bin?“. Das waren Fragen, die mich schon seit meiner Jugend fasziniert haben.

Der Regisseur Ulrich Köhler wurde 1969 in Marburg geboren. Er studierte von 1989 bis 1991 Kunst in Quimper/Frankreich, anschließend in Hamburg Philosophie und später Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste (Diplom 1998). „In My Room“ ist sein 4. Spielfilm.

Inwiefern kann der Film auch als eine Kritik an unsere Gesellschaft verstanden werden?

Ulrich Köhler: Ich würde es anders formulieren, ich würde sagen, dass die Hauptfigur kritisch gegenüber der Gesellschaft ist, in der sie lebt, und sich dem bürgerlichen Leben verweigert und dadurch vielleicht anders lebt als andere Menschen. Armin legt eine Verweigerungshaltung an den Tag bis zu dem Moment, als er nicht mehr dem sozialen Druck ausgesetzt ist und nicht mehr von ihm erwartet wird, dass er funktionieren soll. Erst dann funktioniert er.

Armin wird von Hans Löw gespielt. Er begegnet im zweiten Teil des Films Kirsi – gespielt von Elena Radonicich, einer italienischen Schauspielerin. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Ulrich Köhler: Wir haben sehr lange nach dieser zweiten Hauptfigur gesucht. Es war für mich immer klar, dass es eine Eva geben würde, die dann im Film auftaucht. Es war schwer jemanden zu finden, dem man glauben konnte, dass er so lange allein sein konnte. Das hat Elena sehr überzeugend gespielt und die Entscheidung fiel uns dann sehr leicht. Obwohl sie privat ein sehr sozialer Mensch ist, hat sie die Verwilderung sehr gut rübergebracht.

Armin, die Hauptfigur – eine Charakterstudie eines Mannes?

Ich vermeide generelle Aussagen über Gruppen zu treffen, aber natürlich: Hans Löw, der den Armin wunderbar spielt, ist für mich ein moderner Mann, der gewisse weibliche Attribute nicht verleugnet – insofern kann man das schon so sagen. Er ist einerseits gefangen in einem gewissen Bild von Männlichkeit, von dem er sich aber dann befreit und übernimmt dann aber auch die Rolle der Frau, er will sesshaft werden und eine Familie gründen. Und die Frau ist die, die in die Welt hinausziehen will. Diese Umkehrung hat mich interessiert.

Was war das Besondere für Sie beim Dreh dieses Films?

Wir haben den zweiten Teil des Films, wo die Menschheit verschwunden ist,  zuerst gedreht und es war schon so, dass man durch die Arbeit mit den Tieren und der Natur der Figur Armin schon sehr nah gekommen ist, dieses Alleinsein auf der Welt, alles mit seinen Händen machen müssen, es war schon etwas Schönes, diese Welt zu entwerfen. Wir haben in einer Kleinstadt gedreht und wir konnten dort die Leute eines Straßenzugs überzeugen, ihre Vorgärten ein halbes Jahr lang nicht zu pflegen, damit es eben so wild und überwuchert aussah, wie wir es für den Film brauchten. Das war auch eine ganz bemerkenswerte Erfahrung. Ich freue mich, dass „In My Room“ seine Italienpremiere am Film Festival in Bozen haben wird, ich bin gespannt!

„In My Room“ wurde von Pandora Film produziert, die 1982 von Karl Baumgartner mitbegründet wurde. Anlässlich des fünften Todestages von Karl Baumi Baumgartner findet die Spezialreihe Remembering Baumi ihren Abschluss am Film Festival. Karl Baumgartner hatte auch Echo Film mitbegründet, die den Film „In My Room“ mitproduzierten.

Andreas Pichler: „Ich kannte den vorigen Film „Schlafkrankheit“ und da fand ich es toll, dass wir da mitmachen. Es ist ein relativ kleiner Teil in Südtirol gedreht worden, allerdings einige sehr spezielle Szenen und wir sind jetzt glücklich, dass der Film beim Film Festival Bozen seine Südtirol Premiere haben wird und dass auch Ulrich Köhler und Elena Radonicich hier sein werden.

Angelika König

Eröffnungsfilm

In My Room von Ulrich Köhler

Dienstag, 9.04. 19.30 Capitol 1

Sonntag, 14.04. 20.15 Capitol 2

Remembering Baumi

Le meraviglie von Alice Rohrwacher

Samstag, 13.04 20.30 Capitol 2

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Ulrich Köhler

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